PARIS/TOULOUSE (dpa-AFX) - Der Flugzeugbauer Airbus will sich mit einem Milliardenbetrag die Cybersicherheits- und Datensparte des kriselnden französischen IT-Dienstleisters Atos sichern. Airbus bewerte das Geschäft rund um Big Data und Security (BDS) mit 1,5 bis 1,8 Milliarden Euro inklusive Schulden, teilte Atos am Mittwoch in Paris mit. Atos habe zudem ein weiteres nicht-bindendes Gebot erhalten, das sich aber nur auf Teile des BDS-Geschäfts beziehe, vorrangig verhandeln will das Unternehmen daher mit dem Flugzeugbauer. Die Gespräche seien aber noch in einem frühen Stadium. Zuvor hatte die "Financial Times" über ein entsprechendes Angebot berichtet. Die Atos-Aktie sprang im frühen Handel um elf Prozent nach oben. Atos sucht seit geraumer Zeit wegen Verlusten im angestammten IT-Dienstleistungsgeschäft und wegen hoher Schulden nach Lösungen. Zunächst war Mitte 2022 eine Aufspaltung in die Sparten Big Data und Cybersicherheit geplant. Auch damals hatte Airbus bereits Interesse an der Cybersicherheit gezeigt, dann aber wieder abgewunken. Mittlerweile steht das traditionelle Atos-IT-Servicegeschäft unter dem Namen Tech Foundations zum Verkauf, für die Sparte Eviden, in der unter anderem das BDS-Geschäft enthalten ist, hatte Atos zuletzt eine Kapitalerhöhung und kleinere Anteilsverkäufe ins Auge gefasst. Die Kapitalerhöhung stieß allerdings auf wenig Gegenliebe bei Investoren und soll nun entsprechend kleiner ausfallen, auch der geplante Verkauf des Atos-Stammgeschäfts stockt. Das Management will daher mehr Vermögenswerte zu Geld machen als bisher angepeilt, unter anderem womöglich eben das gesamte BDS-Geschäft. Das Cybersicherheitsgeschäft von Atos gilt in Frankreich als sicherheitsrelevant. Unter anderem sorgen Supercomputer des Konzerns für Simulationsberechnungen von Atombombentests, die Frankreich nicht mehr mit realen Kernwaffen ausführt. Die Atos-Aufspaltung ist daher politisch umstritten - auch deshalb wackelt der im Raum stehende Verkauf von Tech Foundations an die Holdinggesellschaft EPEI des tschechischen Geschäftsmanns Daniel Kretinsky sowie eine Minderheitsbeteiligung von EPEI an der Cybersicherheitssparte. Wichtige große Anteilseigner von Atos sind mit 11 Prozent die IT-Unternehmensberatung Onepoint sowie der deutsche Siemens -Konzern mit knapp 5 Prozent. Siemens hatte 2011 sein eigenes IT-Servicegeschäft an Atos verkauft und in dem Zuge auch Anteile erhalten. Aktionäre erlitten in den vergangenen Jahren einen Verfall des Unternehmenswerts: Lag der Börsenwert von Atos noch 2019 teils über 10 Milliarden Euro, ist er mittlerweile auf unter 800 Millionen Euro abgesackt./men/nas/jha/