BAGSVAERD (dpa-AFX) - Der Pharmakonzern Novo Nordisk hat die Umsatzprognose angesichts steigender Lieferungen seiner Kassenschlager angehoben. Der Absatz der populären Diabetes- und Gewichtsreduktionsmittel Ozempic und Wegovy verfehlte im zweiten Quartal dennoch die Erwartungen der Analysten. Zudem blickt der Konzern vorsichtiger auf das Wachstum des operativen Gewinns im laufenden Jahr. Die Aktie rutschte daraufhin auf ein Niveau, das zuletzt im Februar verzeichnet wurde. Die Dänen erwarten für das laufende Jahr nun ein Ertragswachstum bei konstanten Wechselkursen von 22 bis 28 Prozent, wie sie am Mittwoch in Bagsvaerd mitteilten. Bislang standen 19 bis 27 Prozent im Plan. Der operative Gewinn soll bei konstanten Wechselkursen nun um 20 bis 28 Prozent steigen. Dies liegt etwas unter der bisherigen Prognose von 22 bis 30 Prozent, da der dänische Arzneimittelhersteller eine Wertminderung für ein gescheitertes Medikament vornehmen musste. Die Aktie von Novo Nordisk geriet nach den Quartalszahlen unter Druck. Das Papier fiel zwischenzeitlich um 7,7 Prozent und verzeichnete damit den stärksten Kursverlust innerhalb eines Tages seit August 2022. Seit dem Rekordhoch von Ende Juni entsprach das einem Verlust von über einem Fünftel. Das Marktschwergewicht erholte sich zuletzt etwas und notierte noch rund 3 Prozent tiefer bei 860 dänischen Kronen. Damit hat der Diabetesspezialist seit Jahresbeginn immer noch fast ein Viertel an Börsenwert gewonnen. Nach Einschätzung des Analysten Peter Welford vom Investmenthaus Jefferies haben die beiden Medikamente Wegovy und Ozempic die Erwartungen nicht erfüllt. Novo konnte zwar den Absatz seiner populären Diabetes- und Gewichtsreduktionsmittel Ozempic und Wegovy gegenüber dem Vorjahresquartal deutlich steigern. Der Umsatz mit Wegovy lag im zweiten Quartal mit 11,7 Milliarden Kronen jedoch merklich unter den von Analysten durchschnittlich erwarteten 13,7 Milliarden. Novo hat laut Konzernangaben zudem seinen Antrag auf Zulassung von Wegovy zur Behandlung von Herzkrankheiten bei den US-amerikanischen und europäischen Behörden zurückgezogen. Das Unternehmen will den Antrag zu Beginn des nächsten Jahres mit zusätzlichen Daten erneut einreichen. "Wir versorgen in den USA erst ein paar Millionen Patienten mit Fettleibigkeit", erklärte Konzernchef Lars Fruergaard Jorgensen in einer Telefonkonferenz. Man stünde noch ganz am Anfang, wenn es darum gehe, diesen Markt zu sättigen. Novos umsatzstärkstes Medikament Ozempic blieb ebenfalls hinter den Erwartungen zurück. Mit einem Umsatz von 28,9 Milliarden Kronen verfehlte es die Erwartungen der Analysten. Die Einnahmen aus dem Medikament wurden laut Finanzvorstand Karsten Knudsen durch höher als erwartete Preiszugeständnisse an US-Zwischenhändler geschmälert. Knudsen bewertete das jedoch als einmaligen Effekt. Der Umsatz stieg im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum insgesamt um ein Viertel auf fast 68,1 Milliarden dänische Kronen (rund 9,1 Mrd Euro). Der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) wuchs um etwa ein Zehntel auf 25,9 Milliarden Kronen. Unter dem Strich verdiente der Diabetesspezialist mit 20,05 Milliarden Kronen drei Prozent mehr. Analysten hatten sich im Schnitt etwas mehr erhofft. Novo konkurriert mit dem US-Rivalen Eli Lilly um die Vorherrschaft auf dem am schnellsten wachsenden neuen Markt der Pharmaindustrie: Medikamente gegen Fettleibigkeit. Der Gesamtmarkt soll bis zum Ende des Jahrzehnts ein Volumen von 130 Milliarden US-Dollar erreichen. Die größte Schwierigkeit besteht derzeit darin, die starke Nachfrage zu befriedigen. Beide Arzneimittelhersteller haben Milliarden für den Ausbau ihrer Kapazitäten zugesagt. Gleichzeitig wollen sie Versicherer davon überzeugen, den Patienten die Kosten zu erstatten. Im Aktienindex Stoxx Europe 600 der größten europäischen Unternehmen steht Novo Nordisk weiterhin mit großem Abstand an der Spitze mit einem Börsenwert von etwa 527 Milliarden Euro. Danach folgen der französische Luxusgüterkonzern LVMH und der niederländische Halbleiterausrüster ASML mit einem Börsenwert von jeweils rund 310 Milliarden Euro./lfi/mis/jha/