(neu: Mit Kurs und angekündigtem Übernahmeangebot aktualisiert.) KOBLENZ (dpa-AFX) - Der schwächelnde Softwareanbieter Compugroup Medical will sich mit dem Großeinstieg des Finanzinvestors CVC stabiler aufstellen und Abschied von der Börse nehmen. Die Unternehmen schlossen eine Investorenvereinbarung, innerhalb derer CVC die Anteile übernehmen will, die nicht der Gesellschaftergruppe um die Familie des Unternehmensgründers Frank Gotthardt gehören. CVC will 22 Euro je Aktie bieten und verhalf dem in diesem Jahr schlecht gelaufenen Papier am Montag zu einem Kurssprung. Bereits am Wochenende hatte sich ein solcher Schritt abgezeichnet, die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte auf Basis eigener Informationen entsprechend berichtet. Compugroup bestätigte in der Nacht zum Montag dann die Gespräche, schnell kam es dann auch zur offiziellen Ankündigung der Offerte. Die Aktie sprang am Vormittag um knapp 31 Prozent auf 21,54 Euro hoch. Das Angebot bewertet die Aktien des Unternehmens in Summe mit knapp 1,2 Milliarden Euro. Am Markt war die Compugroup zuletzt nur noch knapp 900 Millionen Euro wert gewesen. Im Falle einer erfolgreichen Übernahme sei geplant, das Unternehmen von der Börse zu nehmen. Der auf Arztpraxen, Kliniken und Apotheken spezialisierte Softwareanbieter hatte in den vergangenen Jahren zu kämpfen. Eine Wachstumsinitiative mit hohen Investitionen unter dem ehemaligen Vorstandschef Dirk Wössner trug nicht die gewünschten Früchte, Wössner musste Mitte 2022 abrupt gehen. Auch Nachfolger Michael Rauch blieb glücklos, Ende Juli dieses Jahres übernahm Daniel Gotthardt den Chefposten. Er ist der Sohn des Unternehmensgründers Frank Gotthardt, der dem Verwaltungsrat vorsteht. Die Partnerschaft mit CVC solle die langfristige Innovations- und Wachstumsstrategie von Compugroup Medical unterstützen, hieß es. "Mit unseren innovativen, datenbasierten und KI-gestützten Anwendungen können wir das Gesundheitswesen in den kommenden Jahren in neue Dimensionen führen", sagte Daniel Gotthardt. "Mit CVCs umfangreicher Expertise in Investitionen im Gesundheits- und Softwarebereich sind wir bestens gerüstet, unsere Strategie wie geplant umzusetzen." CVC-Partner Daniel Pindur sagte, die Compugroup gehöre "zu den echten Vorreitern in Sachen Digitalisierung in Europa". Die Gesellschaftergruppe um die Familie Gotthardt beabsichtigt laut Mitteilung im bisherigen Umfang mit rund 50,1 Prozent am Unternehmen beteiligt zu bleiben. Das CVC-Angebot sieht eine Mindestannahmeschwelle von 17 Prozent der Anteile vor, der Streubesitz liegt bei rund 46,2 Prozent. Die geschäftsführenden Direktoren sowie Aufsichtsrat und Verwaltungsrat begrüßten die strategische Partnerschaft mit CVC und das freiwillige öffentliche Übernahmeangebot, teilte das Unternehmen mit. Die Annahmefrist wird voraussichtlich Ende Dezember 2024 beginnen. Der Abschluss der Transaktion wird in der ersten Jahreshälfte 2025 erwartet. Sorgen um die Gewinnentwicklung des Konzerns haben in den Depots der Anleger in diesem Jahr tiefe Spuren hinterlassen. Der Aktienkurs sackte vom Jahresbeginn bis Ende vergangener Woche um über die Hälfte ab und gehörte im Kleinwerteindex SDax damit zu den schlechtesten Titeln. Im Februar hatte das Unternehmen mit seinen Zahlen zum letzten Quartal des Vorjahres enttäuscht, im Juli dann sorgte eine Prognosesenkung für weitere Ernüchterung bei den Anlegern. Anfang des Jahres pendelte die Aktie noch um die Marke von 40 Euro. Im Boom nach dem Corona-Crash war sie 2020 und 2021 noch teils über 85 Euro wert gewesen./men/mis/stk