FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Befreiungsschlag zur Wochenmitte hat der Dax am Donnerstag weiter Kurs auf sein Rekordhoch genommen. Der deutsche Leitindex schloss 1,28 Prozent fester mit 24.422,56 Punkten, nachdem er kurzzeitig über 24.500 Punkte gestiegen war. Dort liegt laut Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets der letzte Widerstand vor der Bestmarke von 24.639 Punkten aus dem Juli. Den Shutdown in den USA ignoriere der Aktienmarkt zu Beginn des stärksten Börsenquartals des Jahres genauso wie andere Risikofaktoren, konstatierte der Experte. Analyst Frank Sohlleder vom Broker Activtrades zufolge ist die aktuelle Stärke an den Börsen eng mit den Erwartungen an die US-Geldpolitik verknüpft. Angesichts zuletzt schwacher US-Arbeitsmarktdaten gilt eine weitere Zinssenkung der Notenbank Fed Ende Oktober an den Märkten als sicher. Für den MDax mit den mittelgroßen Unternehmen ging es am Donnerstag letztlich um 0,90 Prozent auf 30.733,46 Punkte hoch. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 1,2 Prozent im Plus. In Zürich ging es weniger deutlich bergauf, während London ein wenig nachgab. An den US-Börsen gab es insgesamt wenig Bewegung: Der technologielastige Nasdaq 100 kam nach einem Rekord zum europäischen Handelsende kaum noch von der Stelle, während der Leitindex Dow Jones Industrial moderat nachgab. In den USA stehen die Regierungsgeschäfte seit Mittwoch teilweise still, weil bisher keine Einigung auf einen Übergangshaushalt erzielt werden konnte. Die Situation ist allerdings nicht neu. Seit den 1970er-Jahren sei es in den USA bereits 21-mal zu einem sogenannten Shutdown gekommen, und im Schnitt sei er nach acht Tagen wieder beendet gewesen, ermittelte das Handelshaus CMC Markets. Mehrere Marktbeobachter wiesen zudem darauf hin, dass die Börsen in der Vergangenheit auch längere Shutdown-Phasen letztlich problemlos verkraftet haben. An der Dax-Spitze stiegen die Aktien von Siemens um 4,2 Prozent. Auftrieb gab die anhaltende Diskussion um die Zukunft der Medizintechnik-Tochter Siemens Healthineers im Konzern - deren Aktien gewannen 1,3 Prozent. Ein großer Anteil der von Siemens gehaltenen 71 Prozent könnte abgespalten werden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Noch seien aber keine Entscheidungen gefallen, hieß es unter Bezug auf informierte Kreise. Siemens Energy kletterten auf ein Rekordhoch und schlossen 4,1 Prozent im Plus. Mehrere Analysten sehen das Potenzial bei dem Energietechnikkonzern noch nicht ausgereizt und hoben deshalb ihre Kursziele für die Titel an. An der MDax-Spitze stiegen Hochtief um 7,6 Prozent und stellten ebenfalls eine Bestmarke auf. Analyst Marcin Wojtal von der Bank of America hob sein Kursziel für die Papiere des Baukonzerns deutlich an und stufte diese gleich doppelt hoch auf "Buy". Er sieht Hochtief als einen der entscheidenden Profiteure des Themas Datenzentren, die enorme Bedeutung für den Megatrend Künstliche Intelligenz (KI) haben. Rational -Aktien zogen nach einer Hochstufung durch die britische Investmentbank Barclays um 5,4 Prozent an. Die Papiere des Großküchenausrüsters seien zu tief abgetaucht, schrieb Analyst Timothy Lee. Die Bewertung liege auf einem Zehnjahrestief - trotz überlegener Qualitäten des Konzerns. Damit werde ein sehr unwahrscheinliches Gewinnrückgangs-Szenario eingepreist. Im Nebenwerte-Index SDax schnellten die Aktien von Formycon um mehr als 10 Prozent nach oben. Hier trieb ein beigelegter Patentstreit für den Wirkstoff FYB203 in den USA an . Die Anteile des Wechselrichterherstellers SMA Solar zogen dank der Ausweitung eines Sparprogramms um 5,4 Prozent an./gl/he--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---